Jahrgangsstufenfahrt nach Ilmenau im Juli 2022

Aller guten Dinge sind vier oder: Endlich ins Schullandheim!

 

„Schullandheim“ – für unsere Sechstklässler bedeutete dieser Begriff im letzten Schuljahr eine Achterbahn an Emotionen. So groß war die Vorfreude auf das Skilager, nachdem im Jahr zuvor das Schullandheim in der 5. Klasse pandemiebedingt ausfallen musste – ebenso wie für die meisten auch noch ein Jahr zuvor die Abschlussfahrt der Grundschule.

 

Dementsprechend groß war die Enttäuschung bei allen, als im Januar klar wurde, dass die Skiausfahrt nicht stattfinden darf. Auch der dritte Versuch, für diesen Jahrgang einen Schullandheimaufenthalt zu organisieren, wurde von Corona getilgt. Und die Sehnsucht der Schülerinnen und Schüler nach ihrer wohlverdienten gemeinsamen Auszeit vom elterlichen Heim blieb weiterhin ungestillt. Doch plötzlich machte ein Gerücht die Runde: Ein paar Lehrer schienen etwas auszuhecken. Sollten etwa aller guten Dinge nicht drei, sondern doch vier sein?

 

Ja, denn plötzlich ging alles ganz schnell! Verheißungsvolle Packlisten wurden ausgeben, die Zimmer eingeteilt und das Ziel der Träume wurde bekanntgegeben: Ilmenau, mitten in Thüringen.

 

 

Mit dem Bus ging die Fahrt an einem Sonntagmorgen los, ausgestattet mit guter Laune und unglaublich vielen Süßigkeiten. Nach der Ankunft in der Jugendherberge wurden fleißig und mit viel Hingebung die Zimmer bezogen, denn schließlich war vorher angekündigt worden, dass es am Ende einen Preis für das ordentlichste und am kreativsten dekorierte Zimmer geben würde.

 

Nach einem Mittagessen ging es dann los zum ersten großen Programmpunkt, dem Besuch einer Rennschlittenbahn. Ganz ohne Schnee konnte dort auf einer Kunststoffbahn mit Hilfe von Rennschlitten auf Rädern zur Talstation gesaust werden. Nervenkitzel pur, denn der Mitarbeiter erklärte bei der Einweisung, dass es viel sinnvoller sei, beim Runterflitzen nicht zu bremsen und die Beine fest an den Schlitten zu pressen. Dabei schauten einem Ponys zu, die inmitten der Bahn auf einer Koppel grasten. Besonders motivierend war für viele der Schüler die Anzeigetafel mit den jeweiligen Fahrtgeschwindigkeiten, die immer wieder unterboten wurden.

 

 

Gut gelaunt ging es zurück in die Jugendherberge, um sich beim Abendessen für das nächste Abenteuer zu stärken. Denn wenn man schon nach Ilmenau reist, dann sollte man auch auf den Spuren des berüchtigten Axtmanns wandeln... und die führten unsere Schüler für eine Mutprobe nachts in den Wald!

Nach Einbruch der Dunkelheit ging es los in den finsteren Thüringer Forst, vorbei an einer Schrebergartensiedlung, alles Schauplätze der Legende rund um den Axtmann, die Frau Balzer im Wald schließlich erzählte. Erste Schreckmomente gab es bereits beim Erzählen dieser unheimlichen Geschichte, als in der Dunkelheit erst Spaziergänger in gespensterhaft weiten Kleidern vorbeigingen und dann auch noch auch ein Auto illegalerweise durch den Wald fuhr. Und wo waren plötzlich Frau Feulner und Herr Kunert hin? Waren sie bei Herrn Arndt, der an einer Bank mitten im Forst auf die Gruppe warten sollte? Das mussten die Schüler im Wald selbst herausfinden, als sie in Zweiergruppen ohne Taschenlampen den Weg entlangliefen, während es um sie herum in der Dunkelheit knackte und rauschte. Die Gruppe bewies in dieser Nacht viel Mut, aber dem Axtmann begegnete leider niemand.

 

 

Nach einer kurzen Nacht ging es am nächsten Tag wieder in die Natur, aber dieses Mal, um sie zu erkunden, Spiele zu spielen und dabei Köpfchen und Geschicklichkeit zu beweisen. Dies begann bereits damit, dass die netten Damen von den Naturfüchsen die Schüler mit GPS-Trackern ausstatteten und es ihnen selbst überließen, einen Weg durch den Wald zu bestimmen. Wenn man das überhaupt einen Weg nennen konnte! Denn es ging wortwörtlich über Stock und Stein, bergauf und bergab, letzteres an einer Stelle sogar mit einem Seil, um den Hang nicht hinunterzurutschen. Immer wieder mussten die Schülerinnen und Schüler dabei in kleinen Spielen beweisen, dass sie sich in der Gruppe absprechen und Bewegungsaufgaben gemeinsam lösen können.

 

 

 

Nach dem Tag im Wald musste bei den sommerlichen Temperaturen eine Abkühlung her. Ausgestattet mit zahlreichen Spritzpistolen, über fünfhundert Wasserbomben und zwei großen Wasserwannen lieferten sich alle eine feuchtfröhliche Wasserschlacht auf dem Gelände der Jugendherberge, bei der keiner trocken blieb.

 

 

 

Nach dem Abendessen wurden dann die Zimmer herausgeputzt, um die Lehrerjury zu beeindrucken, die mit Musik von Zimmer zu Zimmer zog, um einen Sieger zu küren. Die Jury zeigte sich dabei begeistert vom Engagement und der Kreativität in vielen Zimmern, ebenso von den extra für sie angerichteten Bestechungssüßigkeiten.

 

 

Zufrieden und erschöpft fielen alle für eine letzte Nacht in Ilmenau in ihre Betten. Aber am nächsten Tag ging es nicht direkt nach Hause, denn ein letztes Highlight erwartete die Sechstklässler: der Besuch einer Glasbläserei. In seiner vollgestellten, aber sehr gemütlichen Werkstatt zog Thomas Kirchgeorg alle in seinen Bann. Es waren nicht nur die vielen Kunstwerke, sondern vor allem sein handwerkliches Geschick, mit dem er die Gruppe begeisterte. In seinen nahezu magischen Händen wechselte das Glas von fest zu flüssig und verwandelte sich in wunderschöne Dinge. Teilweise durften Schüler ihm dabei zur Hand gehen und selbst Kugeln blasen. Viele kauften sich hier ein Andenken ans Schullandheim, denn eins war klar: alle hatten in Ilmenau eine wirklich gute Zeit, nicht nur bei den Programmpunkten, sondern vor allem auch dazwischen.

 

 

Unbeschwert mit seinen Klassenkameraden auch mal ohne Unterricht Zeit verbringen, nachts in den Zimmern Blödsinn quatschen bis zum Einschlafen, neue Freundschaften schließen, all dies ist am Ende des Schuljahres doch noch möglich geworden. Am Ende waren aller guten Dinge tatsächlich vier.

Eva Balzer, StRin (Fotos: Ralf Arndt, StD)