75 Jahre

Artikelserie zur Schulgeschichte

Quidquid futurum est summum, ab imo nascitur. -
Auch was das Höchste werden soll, fängt unten an!
(Publilius Syrus)

 

Am 16. Januar 1946, 08.00 Uhr morgens, wurde im alten Schwarzenberger Schulhaus die erste Unterrichtsstunde der Städtischen Oberschule Scheinfeld gehalten, aus der das staatliche Gymnasium Scheinfeld erwuchs.

Unsere Schule kann also in diesem Jahr ihr 75jähriges Bestehen feiern. Aus diesem Anlass wollen wir die Geschichte der Schule in einer kleinen Artikelserie schlaglichtartig beleuchten. Als Quellen dienen hierzu die Jahresberichte sowie – bis 1968 – eine vom langjährigen Schulleiter Dr. Franz Mathy liebevoll gestaltete Schulchronik, die als Digitalisat auch im Scheinfelder Stadtarchiv vorliegt. Dr. Mathy hatte das obige Zitat des Publilius Syrus als Leitmotiv diesem Werk vorangestellt.

Übersicht

Folge 1: Die 1940er Jahre

Folge 2: Die 1950er Jahre

Folge 3: Die 1960er Jahre

Folge 4: Die 1970er Jahre

Folge 5: Die 1980er Jahre

Folge 6: Die 1990er Jahre

Folge 7: Die 2000er Jahre

Folge 8: Die 2010er Jahre

 

Im ersten Teil geht es um die Gründung und die vierziger Jahre.

Folge 1: Die 40er Jahre

Zurecht erntete NRW-Ministerpräsident Laschet viel Kopfschütteln für seine Äußerung, Weihnachten 2020 würde das härteste seit Ende des Zweiten Weltkrieges; nur völlige Geschichtsvergessenheit verbunden mit naiver „Gnade der späten Geburt“ können ein solches Urteil hervorbringen. Wirkliche Not sieht ganz anders aus, wie wir aus Dr. Mathys Schilderung der Lage zum Jahreswechsel 1945/6 ersehen:

Hunger und Verzweiflung in den Gesichtern, kümmerliche Reste einer einst reichen Habe im Gepäck, ergoß sich ein Strom von fast zwölf Millionen deutscher Menschen in das vierfach geteilte und verstümmelte Land, dessen Städte zerbombt im Schutte lagen, dessen Fabriken demontiert in aller Herren Länder wanderten.

Überfüllte Wohnungen, überlastete Lager, Schwarzhandel, sittliche Verrohung und Verfall! Das war die allgemeine Lage nach der bedingungslosen Kapitulation in diesem schicksalsschweren Jahre.

Stadt und Kreis Scheinfeld hatten dabei ein besonders hartes Erbe. Eine starke amerikanische Besatzungstruppe lagerte im Städtchen und im benachbarten Schwarzenberg, tausende von der IRO [Flüchtlingsorganisation der Vereinten Nationen, WS] betreute Litauer, Polen und andere Nationen bevölkerten das ehemalige RAD Lager und der ganze Kreis war mit neuntausend Flüchtlingen zum Bersten voll belegt.

Da mussten schon viele, fast wundersame Faktoren zusammenkommen, dass ausgerechnet in der 3000-Einwohner-Stadt Scheinfeld eine höhere Schule gegründet werden konnte. V.a. war da der Einsatz der Künstlerin Elli Jüngling, die hartnäckig und erfolgreich um die Errichtung der Schule kämpfte, und in der örtlichen Militärverwaltung sowie dem Bürgermeister Michael Braun wichtige Unterstützer gewinnen konnte.

 

Am 03. Januar kehrten sie mit der mündlichen Genehmigung des Kultusministeriums zur Gründung einer sechsjährigen Oberschule (nach heutiger Zählung die Jahrgangsstufen 5 – 10) aus München zurück und keine zwei Wochen später war das Schulhaus in Schwarzenberg möbliert und der Unterricht konnte mit gut 120 Schülern (darunter, wie in den ersten Jahren konstant, etwa ein Drittel Mädchen) beginnen.

 Schulchronik Schulchronik

Bereits drei Monate später siedelte die Schule in das steinerne RAD-Haus in der Landwehrstraße über, das zur Keimzelle des heutigen Campus wurde (und 2020 dem Neubau weichen musste). Traf im Mai 1946 endlich die schriftliche Genehmigung der Militärregierung zur Errichtung der Schule ein, so ist von einer solchen des Kultusministeriums in den Annalen nicht die Rede.

 

War die Schülerzahl noch im ersten Rumpfschuljahr auf 175 gestiegen, so startete man im Herbst 1946 bereits mit 235 Zöglingen, die von folgenden Lehrkräften unterrichtet wurden:

Direktor Dipl.-Ing. Erwin Hladak (M/Ph/C); P. Friedbert Dobmann (K), Dr. Josef Heimerl (D, L); Emma Hohn (E), Elly Jüngling (Ku, Heimatkunde), Dipl.-Ing Hans Jüngling (M), P. Arnulf Kremer (K/L/B/Kurzschrift); Pfr. Friedrich Löblein (Ev), Pfr. Dr. Georg Nickl (K), Dr. Gustav Pohl (G/Ek/B), Johanna Porzelt (Handarbeiten), Dr. Marianne Sievers (D/F/E/Ev), Elfriede Schmieder (Handarbeiten), Josef Wiesner (Kurzschrift); Friedrich Zaremba (M/C); Sekretärin Sieglinde Jelonek, Hausmeister Hans Schott. Dem ersten Elternrat, der 1947 gewählt wurde, gehörten an: Archivrat Ferdinand Andraschko, Scheinfeld, Georg Biebelriether, Ezelheim, Maria Eigenthaler, Scheinfeld, Josef Götz, Scheinfeld, und Helene Janzen, Scheinfeld.

 

Aufgrund der Umorganisation des bayerischen Schulwesens lief die alte Oberschule aus, im Schuljahr 1946/7 wurden die beiden untersten Klassen nach neuem Lehrplan unterrichtet, wodurch sich der Name der Schule änderte: Städtische Realschule. Diese erhielt schon 1947 die Genehmigung, die Jahrgangsstufe 7 anzugliedern, 1948 folgte die Jahrgangsstufe 8 (damals die oberste), so dass bereits 1949 die erste Abiturprüfung stattfinden konnte, freilich unter Leitung der staatlichen Oberrealschule Kitzingen (und im ersten Jahr unter Ausschluss der Scheinfelder Lehrkräfte). Immerhin zwölf Kandidaten bestanden und wurden zu Vorbildern vieler Hunderter Scheinfelder Abiturienten in den mehr als 70 folgenden Jahrgängen.

 

Seit 1947/8 wurden ab der 3. Jahrgangsstufe der sprachliche (E/L/F) und der mathematisch-naturwissenschaftliche Zweig (E/F) geführt, daneben gab es noch eine humanistische Abteilung für das Seminar des Minoritenklosters Schwarzenberg. Maßgeblich zur Stabilisierung der Schülerzahlen trug die Einrichtung des Schülerheimes 1947 bei, dessen erster Leiter der spätere Direktor Dr. Mathy war. Als die Schule im Schuljahr 1949/50 zu den ersten acht höheren Schulen Bayerns gehörte, der eine Mittelschule (entsprechend der heutigen Realschule) angegliedert wurde, war die Scheinfelder Schullandschaft annähernd so ausgeprägt, wie sie es noch heute ist (es existierten ja noch die Volksschule und die landwirtschaftliche Berufsschule).

 

Das ehemalige RAD Lager und der ganze Kreis war mit neuntausend Flüchtlingen zum Bersten voll belegt.

Wesentlich erschwert wurden die erste Jahre von der allgemeinen Not. Die schulische Situation war von großer Raumnot (bis 1949 teilte man sich das Schulgebäude auch noch mit dem litauischen Gymnasium, so dass das Gebäude von früh bis spät belegt war), Mangel an Schulbüchern, Unterrichtsmaterialien, Lehrmitteln etc., von großen Lernrückständen und der Überalterung von Teilen der Schülerschaft als Folge der Kriegswirren geprägt. Gleichwohl bemühte man sich im Rahmen des Möglichen, bedürftige Schüler zu unterstützen, sei es durch Schulspeisungen oder geheizte Räume zum nachmittäglichen Aufenthalt. Trotz (oder gerade wegen) der allgemeinen Not gab es auch viel Hilfsbereitschaft und Solidarität der einheimischen Bevölkerung für die evakuierten und geflüchteten Schüler, wie die Chronik vermerkt. Hier tat sich besonders der bereits 1948 gegründete Förderverein hervor. Dass die Lehrkräfte zum Erhalt der Schule (und ihres Arbeitsplatzes) durch erheblichen Gehaltsverzicht (bis zu 40 %) beitrugen, klingt heute fast unglaublich. Trotzdem hätte es beinahe kein Schuljahr 1949/50 mehr gegeben: Nachdem die Währungsreform das finanzielle Polster der Schule beseitig hatte, wurde von der Militärregierung landesweit das Schulgeld abgeschafft und die Lehr- und Lernmittelfreiheit eingeführt, ohne dass diese Einnahmeausfälle zunächst ersetzt wurden. Dies geschah erst nach intensiven Protesten der betroffenen Schulen, und dann auch nur zum Teil, so dass die Eltern das bisherige Schulgeld in Form einer Spende an den Förderverein weiterhin bezahlten, um die Schule zu erhalten.

 

Schon in den Anfangsjahren ergänzten Wandertage, Theaterbesuche, Vorträge und sogar mehrtägige Exkursionen den Unterrichtsalltag. Und mit Kunstausstellungen oder musikalischen Angeboten wirkte die Schule von Beginn an in die Stadtgesellschaft hinein, beides Anliegen, denen sich die Schule bis heute verpflichtet weiß.

 

Am Ende des Schuljahres 1949/50 war eine gewisse Konsolidierung erreicht, wie das Kultusministerium bestätigte, das erkennen konnte,

daß die Besserung der räumlichen Verhältnisse, die Beschaffung von Unterrichtsgeräten, die Opferwilligkeit der Elternschaft und der Freunde der Schule günstige Bedingungen für die schulische Arbeit geschaffen haben. Es wird anerkannt, daß die Lehrer trotz der ungünstigen Besoldungsverhältnisse ihre Pflicht taten und sich darüber hinaus zu Vorträgen zur Verfügung stellten, und daß der Gesichtskreis der Schüler durch Wanderungen und Führungen erweitert wurde.

Wolfram Schröttel, OStD

Folge 2: Mit vereinten Kräften: ein staatliches Gymnasium für Scheinfeld und sein Umland

Zu Beginn der 1950er Jahre konnte das Scheinfelder Gymnasium – damals noch unter dem Namen „Realschule Scheinfeld“ – bereits auf zwei erfolgreiche Abiturjahrgänge zurückblicken. Und doch war die Sorge um den Fortbestand der Schule groß und nur allzu berechtigt: Zur Nachkriegsnot, personellen Engpässen sowie widrigen Rahmenbedingungen gesellten sich Rückschläge. Mit Zuversicht allein war es nicht getan. Es bedurfte eines langen Atems, fleißiger Arbeit sowie kluger Absprache vieler Akteure, um an der Verwirklichung eines staatlichen Gymnasiums in unserer Stadt Scheinfeld festzuhalten.

Im zweiten Teil geht es um die Verstaatlichung des Gymnasiums in den 50er Jahren


Die Zukunft ist offen. Wer schwarzsieht, gibt sich keine Mühe und behält am Ende recht, denn er hat das Übel ja kommen sehen – und übrigens nichts zu seiner Verhinderung beigetragen. Wer aber in Problemen Aufgaben erblickt und einen Anspruch an sich selbst, der gibt sein Bestes und packt an – schließlich gilt ja die alte Weisheit: Wer braucht schon Erfolgsgarantien, um Vernünftiges zu tun! Zum Glück gab es in den 1950er Jahren genügend Leute vor Ort, die sich für das Gelingen des Projektes „Gymnasium Scheinfeld“ verantwortlich fühlten, wenn auch die Zukunft der Schule sich nicht gerade rosig präsentierte. Fast sah es sogar so aus, als ob das gerade begonnene Schulprojekt bald schon wieder enden müsste. Raumnot, eine geringe und stark mängelbehaftete schulische Ausstattung, Jahr um Jahr zu lösende schwierige Etatfragen, Änderungen staatlicher Vorgaben (erster Wechsel ins G9!), Lehrermangel und langfristige Lehrkräfte-Ausfälle prägten die Situation. Hinzu kamen schwindende Schülerzahlen, da etliche Familien in großstädtische Regionen abwanderten, in denen das beginnende Wirtschaftswunder mit sicheren und gut bezahlten Arbeitsplätzen lockte.

 

Dr. Mathys Chronik des schulischen Lebens demonstriert in eindrucksvoller Weise, wie in einer bemerkenswerten Zusammenarbeit die Schulleitung, die Stadt Scheinfeld, Landtagsabgeordnete und Kreisräte über Parteigrenzen hinweg sich permanent und schließlich mit bleibendem Erfolg für unser Gymnasium einsetzten: Das zeigte sich bereits im Schuljahr 1950/51, dem „Jahr der Inspektionen“ (Dr. Mathy), als staatliche und kirchliche Repräsentanten sowie solche des US-Militärs die Schule besuchten und die Arbeit in Scheinfeld, besonders mit Blick auf die eingeschränkten Mittel, lobten. Der Ministerialbeauftragte, OStD Dr. Hans Cramer, der die Schule in ihren allerersten Anfängen bereits kennengelernt hatte, stattete ihr einen erneuten Besuch ab und „lobte die Pionierarbeit und Pflichterfüllung der Lehrer, die Verbesserung der räumlichen Verhältnisse und Ausstattung, wenn auch noch viel zu tun sei, um darin den staatlichen Schulen gleichzukommen“ (Dr. Mathy). Ein Lob, das bei den Scheinfelder Akteuren sicherlich gemischte Gefühle hinterließ, denn es verdeutlichte, wie fern doch die Anerkennung als Oberrealschule und das große Ziel der Verstaatlichung lagen. Die Stadt Scheinfeld (Zuwendungen) und sowohl die Eltern (Schulgeld) als auch Lehrer (Gehaltsverzicht) mussten also weiterhin gemeinsam den Fortbestand der Schule auch finanziell sichern. Das wiederholte staatliche Lob für die gute Zusammenarbeit von Stadt und Schule hatte daher stets den Beigeschmack der staatlichen Zurückhaltung bei der finanziellen Förderung der Schule.

 

Aber die Scheinfelder blieben hartnäckig. Dr. Mathy berichtet, wie es weiterging, nachdem mit großer Bemühung der Schulleitung und der Stadt Unstimmigkeiten zwischen verschiedenen politischen Lagern ausgeräumt waren: „Der Antrag der beiden Landtagsabgeordneten Schreiner (BHE) [Block der Heimatvertriebenen und Entrechteten; P. R.] und Frühwald (BP) [Bayernpartei; P. R.] im kulturpolitischen Ausschuß, die Scheinfelder höhere Schule zu verstaatlichen, bringt jedoch den Stein ins Rollen und bewirkt, dass sich nun alle politischen Vertreter des Kreises […] für die Erhaltung der Schule einsetzen. Vorsprachen des Direktors im Ministerium, Petitionen des Elternbeirats und der Schülermitverwaltung an den Kultusminister erhöhen die Dringlichkeit des Weiterbestandes der Scheinfelder höheren Schule.“ Die beharrliche Fortsetzung der Bemühungen führte im Lauf der nächsten Jahre dann tatsächlich zu entscheidenden Fortschritten: Im Jahr 1952 konnten die Abiturprüfungen erstmals vollständig in Scheinfeld durchgeführt werden. Mit dem 10. April 1954 durfte sich die bisherige Realschule als Oberrealschule bezeichnen, erhielt im Februar 1956 das eigenständige Zeugnisrecht und konnte sogar ein erstes, das zehnjährige, Schuljubiläum feiern.

 

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Das Schülerwohnheim 1950 und der Abschlussball 1953

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Das Kollegium 1955 und Aufnahmeprüfung und Abitur 1959

 

Unsere Zeit ist erfüllt vom Widerstreit zwischen Ost (Kommunismus) und West (Demokratie), von den Bemühungen um die Wiedervereinigung unseres Vaterlandes und den Problemen der Atom- und Weltraumforschung. (Aus der Grundsteinurkunde)

In all diesen Jahren hielten die Bemühungen der Scheinfelder für ihr Gymnasium an. So etwa wurden 1956 Bürgermeister Lax und der Schuldirektor in München vorstellig, um zu erfahren, wie Dr. Mathy berichtet, „daß die Angelegenheit nicht ungünstig stehe […]. Die Schule habe ihre Pflichten mit Tatkraft erfüllt […]. Die baulichen Voraussetzungen seien jedoch unzulänglich.“

Der Kreis [Scheinfeld] sprang ein und übernahm die Hälfte der Kosten für einen Schulhausneubau sowie den künftig bestehenden Sachaufwand. Damit war die letzte staatliche Auflage erfüllt.
Nachdem die Stadt Scheinfeld am 7. Februar 1950 erstmals einen Antrag gestellt hatte, wurde die Scheinfelder Oberrealschule nach über siebeneinhalb Jahren am 1. Oktober 1957 endlich verstaatlicht und konnte am 14. Juli 1959 der Grundstein für einen Neubau feierlich gelegt werden. Die, von Elly Jüngling gestaltete, Grundsteinurkunde schließt mit dem frommen Wunsch: „Möge Gott alles zum Guten lenken, unsere Schule erhalten und ihr Blühen und Gedeihen schenken.“

 

Grundsteinlego Richtfest

Grundsteinlegung und Richtfest 1959 (Goethebau)

Ein Wunsch, der sich in den 50er Jahren gerade im Schulleben erfüllte. Neben einer hohen Solidarität in der Lehrerschaft, die sich in langfristiger Vertretungsarbeit für erkrankte Kolleginnen und Kollegen erwies und damit die gediegene Qualität und die Kontinuität des regulären Unterrichtsbetriebs sicherstellte, war es der Idealismus einzelner Lehrerinnen und Lehrer, der für ein abwechslungsreiches Schulleben mit Exkursionen, Museumsbesuchen, Filmvorträgen, innovativem Sportunterricht und – nicht zuletzt! – musischen Veranstaltungen sorgte. Die Leibesübungen, also den Sportunterricht, übernahm 1957 erfolgreich „ein Lichtblick“ (Dr. Mathy), nämlich Diplomsportlehrer Stöckner. Hervorzuheben sind ferner anspruchsvolle Theater- und Musikaufführungen, die über die Grenzen der Schule hinaus wirkten. Bereits in den 1950er Jahren war damit ein zweifaches Erfolgsmerkmal unseres Gymnasiums erkennbar: die verlässliche Unterstützung durch die Stadt Scheinfeld und die gelebte Auffassung, dass ein Gymnasium das regionale Kulturleben zu bereichern habe.

Peter Reus, StD

 

Folge 3: Baumaßnahmen als sichtbares Zeichen des steigenden Wertes gymnasialer Bildung im ländlichen Raum: Die 60er Jahre

Die Fertigstellung und Übergabe des heutigen Goethebaus an die Schule am 09. Januar 1961 und die Errichtung des (inzwischen bereits abgerissenen) Zwischenbaus ab 1969 rahmen die 60er Jahre, in deren Mitte die höhere Schule in Scheinfeld 1965 die Bezeichnung „Gymnasium Scheinfeld“ erhielt, die sie bis heute mit Stolz trägt. Damals wie heute bietet sie ihren Schülerinnen und Schülern mit dem mathematisch-naturwissenschaftlichen (heute: naturwissenschaftlich-technologischen) und dem (neu)sprachlichen Zweig die beiden Ausbildungsrichtungen an, die in Bayern von den bei weitem meisten Gymnasiasten besucht werden. Im dritten Teil unserer Serie sind die (in Scheinfeld eher ruhigen) 60er Jahre Thema.

Wie sehr Stadt und Landkreis Scheinfeld ihr Gymnasium schätzten und auf seine Existenz stolz waren, zeigt sich schon darin, dass auch nach Fertigstellung des ersten Erweiterungsbaus (Goethebau) fortwährend weiter investiert wurde; genannt seien hier nur die bereits 1961 begonnene Modernisierung des Altbaus und der 1963/64 realisierte Umbau der ehemaligen Stadthalle (heute als Wolfgang-Graf-Halle wieder in dieser Funktion) zur Turnhalle, die zugleich für Theateraufführungen, Konzerte und Vorträge genutzt werden konnte.

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Goethebau und Turnhalle

Die Schulchronik von Dr. Mathy als wichtigste Quelle für die ersten gut zwanzig Jahre der Schulgeschichte weist für den zweiten Teil der Schulleiterzeit ihres Verfassers (Dr. Mathy trat 1968 in den Ruhestand und ließ die Chronik damit auch auslaufen) eine angesichts der geringen Größe der Schule erstaunlich breite und hochkarätige außerunterrichtliche Aktivität aus, mit der die Schule das kulturelle und gesellschaftliche Leben der Kreisstadt und des Landkreises prägte und damit uns Heutigen hohe Vergleichsmaßstäbe vor Augen hält. Hochkarätiges Theater (bevorzugt Komödien), herausragende musikalische Darbietungen wie Konzerte, Weihnachtsoratorien und – als absoluter Höhepunkt – Orffs Carmina Burana, schulinterne und öffentliche Vorträge bekannter Wissenschaftler und Politiker prägten das Schulprofil ebenso wie gesellige Veranstaltungen, so etwa Abschlussbälle von Tanzkursen, Faschingsveranstaltungen (samt der Teilnahme am Umzug mit eigenem Wagen) und gemeinsame Liederabende mit örtlichen Gesangsvereinen. Mit Weihnachtsliedern erfreute der Chor regelmäßig die Bewohner von Altenheimen und die Patienten des Krankenhauses in Iphofen. Den Schülern und Schülerinnen wurden auch schon Skikurse (und Skimeisterschaften in Scheinfeld!), zahlreiche Exkursionen (zum Teil mit der gesamten Schule!) und Fahrten angeboten, letztere zumeist noch im Inland, aber z.B. auch schon nach England und Frankreich. Rege und sehr erfolgreiche Aktivitäten entfaltete die Schule auch im sportlichen Bereich, wobei immer wieder von erfreulichen Erfolgen bei Vergleichswettkämpfen berichtet werden konnte.

Skimeisterschaften und Frankreichaustausch

Besonders breiten Raum nimmt in Dr. Mathys Chronik der Sieg einer Abiturientengruppe im Fernsehquiz „Anruf genügt“ 1963 ein, mit dem sie eine Flugreise nach Berlin für den ganzen Jahrgang gewann. Schulleiter und Schüler, Bürgermeister und Bewohner Scheinfelds bereiteten dem siegreichen Team, Klaus Herzog, Michael Naumann (der spätere Kulturstaatsminister und Herausgeber der ZEIT) und Ingo Peters, bei der Rückkehr aus München einen triumphalen Empfang, wie ihn sonst nur Spitzensportlern zuteil wird. Für den stolzen Schulleiter war dieser Erfolg ein schlagender Beweis dafür, dass auch kleine Landschulen Bildungserfolge erzielen können, die denen in den großen, traditionsreichen Stadtgymnasien in nichts nachstehen – ein Anspruch, den das Gymnasium Scheinfeld bis heute erheben kann, was die ausgezeichneten Abiturergebnisse der letzten Jahre belegen.

Aller Sorgen waren die Schule und ihr Leiter in diesen Jahren freilich keineswegs ledig. Vor allem zwei Themen trieben Dr. Mathy um: zum einen die Lehrerversorgung, bei der es immer wieder zu Engpässen und häufigem Wechsel kam, denn zeitweise bestand der Lehrkörper nur zu knapp zwei Dritteln aus Stammpersonal, dem über ein Drittel Referendare und Aushilfskräfte gegenüberstanden; zum anderen die bis 1967 bei ca. 270 stagnierende Schülerzahl, davon kaum mehr als 20 % Mädchen, die aus einer schon damals (wie leider heute wieder) deutlich unterdurchschnittlichen Übertrittsquote in die höhere Schule resultierte.

Neuer Schulleiter Dr. Wolf & Verleihung des Bundesverdienstkreuzes an Dr. Mathy

Besserung gab es bei beiden Problemfeldern erst am Ende der Ära Dr. Mathy und zu Beginn der Dienstzeit seines Nachfolgers Dr. Wolf. Zum einen wurden der Schule nun eine ganze Reihe junger Lehrkräfte frisch aus dem Referendariat zugewiesen, von denen einige der Schule ihre ganze Dienstzeit über treu blieben und sie über Jahrzehnte prägten. Schon im Jahresbericht 1969/70 finden sich die Namen von Kollegen, die dem Unterzeichneten bei seinem Eintritt ins Kollegium 1998 als Vorbilder dienten: Norbert Bitter, Helmut Döbrich, Georg Drummer, Heiko Fenzl, Manfred Heindel und Dr. Konrad Lechner.

Parallel dazu kam die Bildungsexpansion auch in Scheinfeld an. Man schloss sich der bundesweiten Kampagne für mehr Schüler –  v.a. mehr Schülerinnen! – an Gymnasien erfolgreich an (u.a. mit einem selbstgedrehten Farbfilm!) und es gelang, neue Schichten für eine gymnasiale Bildung zu gewinnen. Durch zahlreiche Neueintritte in die fünfte Klasse wuchs die Schülerzahl im Schuljahr 1967/8 erstmals seit der Ausgliederung der Mittelschule über 300, zwei Jahre später waren es schon 370, darunter bereits mehr als ein Drittel Mädchen. Diese Entwicklung führte nicht nur zum Entschluss, mit dem eingangs erwähnten Zwischenbau die bestehenden Baukörper zu verbinden und neben einer modernen Aula und Funktionsräumen mehrere Klassenzimmer sowie einen neuen Biologiebereich zu bauen, sondern verführte den Schulleiter Dr. Wolf auch dazu, unter Fortschreibung der wachsenden Schülerzahlen für das Jahr 1979 bis zu 600 Gymnasiasten für Scheinfeld zu prognostizieren – eine zu optimistische Vorhersage, wie sich herausstellen sollte.

Statistik 1965 und (zu) hohe Prognose der Schülerzahlen für 1979 von Dr. Wolf

Auf hohem Niveau und mit erstaunlicher Aktualität: Deutsch-Schulaufgabenthemen der Oberstufe aus dem Jahresbericht 1969/70:

  • Der Starkult unserer Zeit
  • Warum ist Toleranz eine unentbehrliche Grundlage jeder Demokratie?
  • Schließen Politik und Charakter einander aus, oder macht erst der Charakter die Politik wertvoll?
  • Es gehört zum Wesen eines Rechtsstaats, daß er eine staatsfreie Sphäre anerkennt.
  • In einem demokratischen Staate sollte die Schule die jungen Menschen lehren zu argumentieren, ohne zu streiten, zu streiten, ohne zu verdächtigen, zu verdächtigen, ohne zu verleumden.
  • Die Idee des Weltfriedens gestern und heute

Wolfram Schröttel, OStD

 

 

Folge 4: Die Aula unseres Gymnasiums – das Herz des Gebäudes

Zu Beginn der 1970er Jahre wurde die erste Schulbauphase unseres Gymnasiums mit dem Verbindungsbau zwischen Alt- und Neubau abgeschlossen. Mit diesem, ursprünglich als Zwischenbau bezeichneten, Gebäudeteil erhielt die Schule endlich eine Aula. Sie wurde rasch das Zentrum des schulischen Lebens – und sollte es für die folgenden knapp fünf Jahrzehnte bis zu ihrem Abriss im Jahr 2020 auch bleiben. Gleichwohl waren neue Herausforderungen zu meistern. Während der kommunalen Gebietsreform und der Einführung der neuen Kollegstufe galt es auch, sich zeitgemäß über die Ziele eines Gymnasiums zu verständigen.

 

Im vierten Teil geht es um die Fertigstellung des alten Schulgebäudes und das Selbstverständnis eines Gymnasiums in den 1970er Jahren.

 

Der Zwischenbau war also errichtet und die Schule verfügte zu Beginn des neuen Jahrzehnts mit ihrer neuen, 260 Quadratmeter großen Aula zugleich über eine Pausenhalle. Am späten Vormittag des 17. Juli 1971 konnten im Rahmen eines Festaktes zugleich der Neubau eingeweiht und das 25. Schuljubiläum gefeiert werden.

Studiendirektor Mannes hält hierzu für den Jahresbericht diese Beobachtungen und Gedanken fest:

„Damit steht das Gymnasium in baulicher Hinsicht vollendet da und kann den kommenden beachtlichen Aufgaben mit Gelassenheit entgegensehen. Wir wollen das 25jährige Gründungsfest feiern und uns gemeinsam des Erreichten freuen. Wir wollen aber nun nicht die Hände in den Schoß legen, sondern weiter danach trachten, dass unser gemeinsames Werk edle Früchte trägt. Den Augenblick genießen, sich aber nicht darin verlieren, ist das vornehmste Grundgesetz aller Lebensweisheit!“

Es scheint ganz so, als ob Erwin Mannes, der „ständige Stellvertreter des Anstaltsleiters“ (sic!), damit das kommende Jahrzehnt schon visionär zusammengefasst habe: Da sind zum einen die neuen baulichen Gegebenheiten, die großzügige Unterrichtsvoraussetzungen bieten, und zum anderen die aktuellen schulischen, politischen und gesellschaftlichen Herausforderungen. Beginnen wir mit den Vorzügen des Neubaus: Der Zwischenbau mit Aula und den Biologie-Fachräumen im Obergeschoss bot auch Raum für mehrere moderne Klassenzimmer samt Film- und Werkraum sowie einem Sprachlabor und einem Aufenthaltsraum für Fahrschüler/innen. Zugleich konnten Goethebau-Klassenzimmer in Physik- und Chemie-Übungsräume umgestaltet werden: eine weitere Bereicherung der Unterrichtsmöglichkeiten am Gymnasium Scheinfeld. Es gab also allen Grund, sich des Erreichten zu erfreuen.

 

Abiturjahrgang 1972 mit Klassenleiter Manfred Heindel links und Schulleiter Dr. Wilhelm Wolf rechts und Dr. Norbert Bitter mit Schüler-Sportlegenden

 

Gleichwohl galt es, manche Herausforderungen der Zeit zu meistern. Da war zunächst die kommunale Gebietsreform, die bekanntlich mit der Auflösung des Landkreises Scheinfeld am 1. Juli 1972 und der Neudefinition von Gemeindegrenzen einherging und unüberschaubare Folgen für die Entwicklung der Schüler/innen-Zahl und damit den Fortbestand der Schule nach sich zog. Dann ist die Einführung der neuen Kollegstufe zu nennen. Das Gymnasium Scheinfeld war als sogenannte Versuchsschule Vorreiter dieser schulischen Entwicklung im Schuljahr 1973/74. Kollege Döbrich, der erste Kollegstufenbetreuer der Schule, stellt die Entwicklung im Schuljahresbericht vor:

„Noch am Ende des vergangenen Schuljahres waren unsere Elftkläßler und deren Eltern eingehend über das Modell unterrichtet worden, damit sie eine begründete Entscheidung für oder gegen das Modell treffen konnten. Um ein möglichst ungeschminktes Bild von der Realität zu vermitteln, hatten wir auch Kollegiaten eines Erlanger Gymnasiums eingeladen, die dann unseren Schülern in einer Fragestunde Rede und Antwort standen. Nach der positiven Entscheidung von Schülern, Eltern und Lehrern und der Genehmigung des Schulversuchs durch das Ministerium begann dann in diesem Schuljahr [1973/74; P. R.] die Vorbereitung unserer 11. Klassen auf die Kursphase, die die bisherigen Jahrgangsstufen 12 und 13 umfaßt.“ Bereits im folgenden Jahresbericht, bilanziert Döbrich zuversichtlich seine ersten Erfahrungen mit der neuen Oberstufe, in der „die Schüler wenigstens in einigen Fächern einen Eindruck von dem gewinnen, was sie später an der Universität [erwartet]“.

 

Doch damit nicht genug! Bei der Lektüre der alten Jahresberichte sticht zweierlei noch ins Auge: Zum einen die ungemein große Zahl und Vielfalt der Aktivitäten und zum anderen die permanente nachdenkliche Reflexion schulischer Entwicklungen und Perspektiven, die vor allem von Lehrerinnen und Lehrern vorgetragen wird und der sich nach und nach Eltern- und SMV-Vertreter/innen anschließen.

 

Auf den ersten Blick fallen da die Fotos und Kurzberichte denkwürdiger Veranstaltungen auf: Diese zeugen ebenso von zahlreichen Sportereignissen mit staunenswerten Leichtathletik-Leistungen, Musikkonzerten, aufwendigen Stabpuppenspiel- und Theateraufführungen bis hin zur künstlerischen Schulraumausgestaltung wie sie an Veranstaltungen zur politischen Bildung, Exkursionen und Universitätsbesuche sowie Autorenlesungen erinnern. Als im Januar 2021 in den Nachrichten vom Tod des Dichters Ludwig Fels in Wien berichtet wurde, gedachte vielleicht die ein oder andere Schülerin dessen Autorenlesung und der anschließenden Diskussion am 29. April 1976 im Filmsaal unseres Gymnasiums. Die SMV trug ebenfalls erheblich zur Abwechslung im Schulalltag und zur Stärkung der Schulgemeinschaft bei: Sie veranstaltet Jazz- und Rockkonzerte, organisiert einen Filmclub, um cineastische Perlen zu diskutieren, arrangiert nicht nur eine Tanzveranstaltung in Oberscheinfeld, sondern sorgt auch für einen sicheren abendlichen Bus-Shuttle-Service zur Beruhigung der Eltern, und … - nun, sie wünscht sich bei alledem mehr Mitarbeit ihrer Mitschülerinnen und Mitschüler an den gemeinsamen Projekten. Auch in den 1970er Jahren fielen erfolgreiche Schulveranstaltungen nicht vom Himmel.  

Dichterlesung (links) und Ministerbesuch im Politischen Arbeitskreis

 

Wie gesagt, wurde all dies kritisch von der Schulgemeinschaft begleitet. In den Jahresberichten wird ebenso über den Stellenwert besonderer Schulveranstaltungen räsoniert wie über die Rolle der politischen Bildung oder die neue Einrichtung des Leistungskurses Sport. Aktuelle gesellschaftliche Diskussionen – Stichwort: antiautoritäre Erziehung – finden ebenso ihren Reflex im Jahresbericht wie die ersten Erfahrungen mit dem Schwimmunterricht oder dem Sprachlabor.

 

Manches davon wird gewiss auch in der Aula diskutiert worden sein. So war das wohl bereits am 17. Juli 1971, dem Tag ihrer Einweihung, als nachmittags ein Ehemaligentreffen abgehalten wurde, und so war es auch bei der allerletzten Aula-Veranstaltung, dem Weihnachtsmarkt der SMV und der neunten Klassen am 20. Dezember 2019, als am letzten Schultag vor den Weihnachtsferien ehemalige Schülerinnen und Schüler sich zahlreich einfanden, um ein letztes Mal in „ihrer“ alten Aula zu stehen und im gemeinsamen Plausch die Schulgemeinschaft zu genießen.

Peter Reus, StD

 

Folge 5: Die 80er Jahre

Kontinuität und neuer Aufbruch

Eine Zeit der äußeren und inneren Stabilität – diesen Eindruck gewinnt man, wenn man die Jahresberichte des Gymnasiums Scheinfeld aus den 80er Jahren studiert. Der zweite Teil der Ära Tretter (OStD Ernst Tretter leitete die Schule von 1972 – 1989 und damit genauso lange wie sein Vorvorgänger Dr. Mathy) verlief ohne größere Baumaßnahmen und war von starker Kontinuität im Kernkollegium geprägt. Schaut man etwas tiefer, so erkennt man freilich auch wichtige Weichenstellungen für die Zukunft.

 

Relativ stabil, wenn auch auf recht niedrigem Niveau zwischen 400 und 450, hielt sich die Schülerzahl (mit einem Tief von 386 im Schuljahr 1988/9, wobei ein Jahr später die 400er-Grenze zum Glück wieder übersprungen wurde,); die Schule war durchgängig zweizügig. Ein Segen für die kleine Schule war die treue Unterstützung durch Landrat Robert Pfeifer und den Ministerialbeauftragten Dr. Wolf (selbst 1968-72 Direktor in Scheinfeld). Im Dauerkampf um eine überlebensfähige Größe setzte die Schule, wie Direktor Tretter immer wieder betonte, keinesfalls auf eine Absenkung des Anspruchs oder auf publikumswirksame Aktionen (heute „Events“ genannt), sondern auf gediegene unterrichtliche Arbeit und ergänzende außerunterrichtliche Angebote mit hohem Bildungsanspruch – eine Linie, die bis heute verfolgt wird. So finden sich in den Annalen bereits die regelmäßigen Theaterbesuche zusammen mit der VHS Scheinfeld, mit der überhaupt eng kooperiert wurde, jährliche Autorenlesungen, Gastvorträge von Wissenschaftlern, Zeitzeugen und Politikern sowie Tagesexkursionen in allen Fachbereichen.

Fotostand der Klasse 9a beim Schulfest 1983

 

Getragen wurde der hohe Anspruch von einem Kollegium, dessen dauerhaftes Rückgrat die Lehrergeneration bildete, die Ende der 60er/Anfang der 70er Jahre nach Scheinfeld gekommen war und OStD Tretter sowie seine Stellvertreter Friedrich Sauer und später Klaus Igel tatkräftig unterstützte; neben den in Folge drei Genannten seien (beispielhaft und nicht abschließend) das Ehepaar Stahl, Frau Lang und Herr Zeller erwähnt. Auch wenn Personalnot ein ständiges Thema in den Schulleiterberichten war, so gelang es während der 80er Jahre doch, eine ganze Reihe junger Kollegen für das Gymnasium Scheinfeld zu gewinnen, die ihm treu blieben und es weit in das neue Jahrtausend hinein maßgeblich prägten. Genannt seien hier nur (und wieder keineswegs abschließend) die Damen Castor und Fischer sowie die Herren Baier, Brendle, Fritsch, Heß, Huth, Munzert (Schulleiter von 2010 – 2017), Porzelius, v. Przyborowski, Dr. Zimmermann.

Das Lehrerkollegium 1986

 

Prägend für das Schulprofil sind bis heute die Schüleraustausche, die ihren Anfang mit der ersten Fahrt Scheinfelder Schüler nach Larche und dem Gegenbesuch der Franzosen 1982 nahmen. Nach einem Jahr Pause wurde dieser Austausch fester Programmpunkt im Schuljahr, dem die Französisch-Schüler/innen (anfangs der 10., jetzt der 9. Klassen) entgegenfiebern (im Corona-Jahr 2020/21 leider erstmals vergeblich). Nicht nur die Sprachkenntnisse gewinnen dadurch, noch viel wichtiger ist es, das große Versöhnungswerk der Nachkriegsgeneration in Frankreich und Deutschland dadurch abzusichern, dass es auch unter den Nachgeborenen fest verwurzelt wird, und dazu leistet das Gymnasium Scheinfeld zusammen mit seiner Partnerschule in Larche (im größeren Rahmen der Bezirkspartnerschaft Mittelfranken – Limousin) seinen maßgeblichen Beitrag.

Ausflug mit französischen Schülern nach Nürnberg 1982

 

Dank und Anerkennung gebührt hier den Kolleginnen und Kollegen, die die Austausche vorbereiten und begleiten – eine umfangreiche, aufopferungsvolle Aufgabe, die alle stets mit viel Herzblut erfüllt haben. Nur wenige Jahre nach dem Frankreichaustausch konnte auch eine Schulpartnerschaft mit einer Schule im englischen Billingshurst begründet werden, die zwei Jahrzehnte lang im Gruppenaustausch und später auch einzelnen älteren Schülern im Rahmen von Work Experience den Horizont für britische Lebensweise eröffnete – leider gelang es nicht, diesen Austausch über die Pensionierung der Protagonisten auf beiden Seiten hinwegzuretten. Über die Austausche hinaus tauchen in den Jahresberichten nun vermehrt Studienfahrten im In- und Ausland (Oberstufe) auf, die den Horizont der Schüler/innen weiteten – und die Tatsache, dass die Berichte verstärkt von Schülern/innen selbst verfasst wurden, zeigt zugleich, dass die damals hart erkämpfte Stärkung der Schülermitverantwortung langsam auch in Scheinfeld Fuß fasste.

Klassenfahrt der 10ab 1981

 

Stark prägte in den 80er Jahren auch der Sport das Schulleben. Höhepunkte waren dabei sicherlich die Skikurse, die in bis zu drei Jahrgängen durchgeführt wurden. Daneben traten regelmäßige Bundesjugendspiele in Turnen und Leichtathletik sowie schulinterne und schul(art)übergreifende Wettkämpfe, in denen Scheinfelder Teams immer wieder schöne Erfolge feierten.

Kreissportfest 1985

 

Schließlich begann in den 80er Jahren auch die Digitalisierung der Schule mit den ersten Informatikstunden und dem Eindringen der EDV in die Schulverwaltung. Den Beginn welcher gewaltigen Entwicklung er zu verkünden hatte, ahnte der erste Systembetreuer der Schule, Herr Zeller, sicher nicht, als er berichtete: In einer Aktion des bayerischen Kultusministeriums wurden Ende 1983 noch über 20 Gymnasien mit Schulcomputern ausgerüstet […]. Das Gymnasium Scheinfeld war mit dabei […]: vier komplette Systeme „Siemens PC 16-10“ und ein Nadeldrucker „Siemens PT 88“. Dass hier eine Innovation ihren Ausgang genommen hat, die wie kaum eine zuvor den Schulbetrieb revolutionieren sollte, bekommt man gerade im Moment unmissverständlich vor Augen geführt: Bei den Schulschließungen ist es die Computertechnik, die den Unterrichtsbetrieb sichert – oder bei Versagen Lehrkräfte und Schülerschaft zur Verzweiflung treibt.

Abiturjahrgang 1989

 

Bemerkenswerterweise hinterließ das deutsche Epochenjahr 1989/90 im entsprechenden schulischen Jahresbericht keine Spur. In Scheinfeld fand der Umbruch in der Schulleitung statt: Auf Ernst Tretter folgte Klaus Pister.

Wolfram Schröttel, OStD

 

Wende, Solarstrom und das Internet – die 1990er Jahre am Gymnasium Scheinfeld

Ein echter Trabi durchbricht eine Mauer inmitten des Pausenhofs unseres Scheinfelder Gymnasiums: Mit dieser Abischerz-Szene gedachten im Frühsommer 1990 unsere Abiturientinnen und Abiturienten ihrer zurückliegen Schuljahre, die sie im Rahmen einer „Abschlusskundgebung“ nachträglich zur „neunjährigen kollektiven Zwangsarbeit im volkseigenen Betrieb Gymnasium Scheinfeld“ umdeuteten. Das Abiturmotto spiegelt weniger politische Unbedarftheit wider als vielmehr die Aufbruchstimmung der beginnenden 1990er Jahre. Aufregende Zeiten waren das! Am Ende der 1990er Jahre arbeiten Schülerinnen und Schüler bereits in einer Internet-AG an ihren eigenen Websites: Ein weiterer Umbruch, der sich zunächst als zuversichtlicher Aufbruch in eine neue Welt zeigt.

Abiturjahrgang 1990

 

Klaus Pister, der die 1990er Jahre hindurch und darüber hinaus Schulleiter war, erinnert in seiner ersten Abiturrede im Sommer 1990 die Abiturientinnen und Abiturienten daran, dass sie künftig in einer sich rasch verändernden Welt sich selbst immer wieder zu verändern hätten und zusammen mit der Jugend Europas an der deutschen Einheit mitwirken sollten. Diese europäische Perspektive war dem Schulleiter und gleich mehreren Lehrkräften wichtig. Rainer Huth, Französisch- und Englischlehrer, sammelt als Austauschlehrkraft an einer irischen Sekundarschule Erfahrungen und leitet den Frankreichaustausch mit viel Herzblut. Georg Drummer organisiert mit großer landeskundlicher Kenntnis den Schüleraustausch mit dem englischen Billingshurst. Einzelaustausche mit neuseeländischen und australischen Schulen ermöglichen gleich mehreren Schülerinnen und Englischlehrerin Ulrike Castor spannende Erfahrungen auf der Südhalbkugel, während alljährliche Studienfahrten in die Metropolen europäischer Nachbarländer für viele Gymnasiastinnen und Gymnasiasten wohl der Höhepunkt ihrer Schulzeit sind: Fremdsprachen-Kenntnisse erweisen sich im Ausland tatsächlich als hilfreich – das Lernen hat sich also gelohnt! - und die aus dem Englischbuch bekannte Tower Bridge kann in der Realität bewundert werden. Schulleiter Pister bilanziert im Jahr 1993 für das gerade vergangene Schuljahr: „Hervorzuheben sind wieder die internationalen Kontakte […]. Gäste hatten wir aus Kanada, aus Finnland, aus Slowenien. Im letztgenannten Fall könnte sich ein weiterer Austausch anbahnen, die Entwicklung ist noch nicht ganz abzusehen.“ Zu Besuch war nämlich Marija Holešek aus Trbovlje in Slowenien, die als Gast der Familie Pister auf einen Austausch drängte. Dem persönlichen Engagement Klaus Pisters und seiner Frau Elke, die sich in einem privaten Gegenbesuch ein Bild von Trbovlje machten, war es schließlich zu verdanken, dass im folgenden Jahr der erste Slowenienaustausch unter Leitung von Marija Holešek und Marjetka Kafel, auf slowenischer Seite, und unserem Kollegen Alfred Brendle stattfinden konnte. Auf dem Weg zu diesem – bis heute bestehenden! – Austausch waren Zweifel auszuräumen. Im Norden des ehemaligen Jugoslawien war der Bürgerkrieg zwar beendet, aber aus dem weiter entfernten Slawonien, das von manch einem mit Slowenien verwechselt wurde, berichteten Reporter noch von heftigen Kampfhandlungen. Dem ersten Slowenien-Austausch folgten bis zur aktuellen Pandemie über 25 weitere. Alljährlich werden Freundschaften geschlossen, die sehr lange Bestand haben und, wie es aussieht, bei mancher/m für ein ganzes Leben. Gemeinsame slowenische-deutsche Familienurlaube zeugen davon.

 

Beim Schmökern in den alten Schuljahresberichten fällt auf, mit welch hohem Einsatz der Lehrkräfte an der politischen Bildung im Sinne der Völkerverständigung, der Versöhnung und des Bürger/innen-Engagements festhielten. Stellvertretend sei an drei ganz unterschiedliche politische Schulaktivitäten erinnert: Schulleiter Pister lädt tschechische Intellektuelle zur Diskussion ein, der spätere Schulleiter Alfred Munzert leitet den Wahlunterricht zur Politik und Zeitgeschichte, und Deutschlehrer Peter Stahl verfasst mit der Klasse 6a im Jahr 1994 einen Brief an den Bürgermeister der Stadt Scheinfeld, in dem die Schülerinnen und Schüler die Einrichtung einer verkehrsberuhigten Zone in der Goethestraße anregen. Schon eineinhalb Monate später informiert Bürgermeister Wolfgang Graf die „sehr geehrte[n] Damen und Herren“ der Klasse 6a in einem offiziellen Schreiben darüber, dass die Einführung einer Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/h in der Goethestraße vom Stadtrat beschlossen worden sei. Die heutigen Enddreißiger hatten mehr erlernt, als bloß lehrplangemäß einen sachlichen Brief zu verfassen. Manche/r mag in sein heutiges Leben mitgenommen haben, dass nicht Nölen, sondern höfliche Kontaktaufnahme und entschiedenes Nachhaken die Welt verbessern.

 

Sicher fühlte man sich in den späten 1990er Jahren ganz offensichtlich auch im Internet, als eine Schar von interessierten Schülerinnen und Schülern in einer eigens gegründeten AG unter Leitung Günther Siegels, des damaligen stellvertretenden Schulleiters, lernte, private Homepages zu erstellen. Eine Aktion, die heute die medienerzieherischen Alarmanlagen auslösen würde!

 

Auch junge Naturwissenschaftler feierten Erfolge. So etwa konnten im Bereich Chemie im Wettbewerb „Jugend forscht“ gleich mehrere regionale und landesweite Erfolge gefeiert werden. Das Schulgebäude wurde aufwendig saniert und auf dem Dach der Schule wurde ab der Jahrzehntmitte Solarstrom gewonnen. Hier leuchtet das Thema der umweltfreundlichen Energiegewinnung erstmals deutlich in unserer Schulgeschichte auf! - ein Thema, das zuletzt auch in der Experten-Online-Vortragsreihe anlässlich unseres 75-jährigen Schuljubiläums aufgegriffen worden ist; Informationen zu kommenden Vorträgen finden Sie, liebe Leserinnen und Leser, auf unserer Schulhomepage.

 

Das waren dieses Mal einzelne Schlaglichter auf ein Jahrzehnt des Umbruchs. So viele Aktionen wären noch eingehender zu würdigen, etwa das enorme Engagement, das Dr. Norbert Bitter zusammen mit einer staunenswert vielfältigen und für Neues offenen Sportfachschaft – endlich auch in der neuen Dreifachturnhalle – entfaltete oder die Theaterfahrten der Kollegen Döbrich und Brendle sowie die ambitionierten Kunst-Aktionen Thomas Rudloffs. Und auf keinen Fall dürfen die eigentlichen Heldinnen der Schule in den 1990er Jahren hier unerwähnt bleiben, nämlich die Verwaltungsfachkräfte im Sekretariat: Annemarie Scharf – „durch ihre Kompetenz, mit ihrer Freundlichkeit und ihrem Interesse an Menschen ein echter Glücksfall“, wie dies die Personalratsvorsitzende, Erika Lindner, so treffend anlässlich eines Jubiläums formulierte – und die kongenial an ihrer Seite wirkende Christa Marr.

Abiturjahrgang 1998

 

Im Jahresbericht 1998/99 schreibt ein junger, frisch ausgebildeter Kollege über die Situation des Religionsunterrichts an seiner neuen Schule. Dieser Kollege heißt Wolfram Schröttel, leitet inzwischen das Gymnasium und wird für Sie in einem Monat an gleicher Stelle die Artikelserie über unsere Schulgeschichte fortsetzen.

Peter Reus, StD

 

Die 2000er Jahre: Allzeithoch bei den Schülerzahlen

Das erste Jahrzehnt des neuen Jahrtausends war am Gymnasium Scheinfeld einerseits von stabil hohen Schülerzahlen mit der Spitze von 680 im Herbst 2004 geprägt; andererseits gab es den tiefen Einschnitt der Verkürzung der gymnasialen Schulzeit in Bayern und vor Ort einen personellen Umbruch. Viele Initiativen, die bis heute Schulleben und –entwicklung prägen, haben ebenfalls ihren Ursprung in diesen Jahren.

 

In seinem letzten Jahresbericht konnte OStD Klaus Pister 2002 stolz vermerken, dass die Schülerzahl in seinen dreizehn Jahren als Schulleiter von 405 auf 635 gestiegen war. Diese Zahl wurde unter seinem Nachfolger Dr. Kurt Leibold (2002 – 2010) nie unterschritten. Große Geburtsjahrgänge, steigende Übertrittsquoten und der gute Ruf der Schule sorgten für Rekordschülerzahlen. Um die Jahrtausendwende traten viele der Lehrkräfte, die jahrzehntelang diesen guten Ruf mit aufgebaut hatten, in den Ruhestand und es folgte ihnen eine neue Generation von Pädagogen nach, von denen die, die in Scheinfeld blieben, nun auch schon wieder zu den „alten Kämpen“ zählen. Nach und nach tauchen in den Jahresberichten neu angestellte und herversetzte Kollegen auf, die heute das Profil unserer Schule maßgeblich mitprägen, genannt seien hier stellvertretend für alle nur die aktuellen Funktionsträger, die in diesem Jahrzehnt zu uns stießen, in alphabetischer Folge: Ralf Arndt, Beate Dallner, Alexander und Ursula Gebhardt, Ursula Greschner, Anja Hümpfner, Thorsten Müller, Dr. Sven Pflefka, Peter Reus, Bastian Scheibenberger, Birgit Seifert und Bernd Treuheit. Auch im Verwaltungsbereich waren personelle Wechsel zu verzeichnen: Im Jahr 2005 trat der langjährige Hausmeister Josef Stern in den Ruhestand; ihm folgte Thomas Roch nach, der bis heute die Liegenschaften vorbildlich betreut und gerade in der Bauphase ein unersetzlicher Ratgeber ist. Für Christa Marr begann nach fast 20 Jahren Dienst im Sekretariat im November 2007 die wohlverdiente Rentenzeit; ihre Nachfolgerin Gertrud May erwies sich sehr schnell als Glücksfall für die Schule und ist nicht nur - als inzwischen Dienstälteste in der Schulverwaltung - Garantin für perfekte Verwaltungsabläufe, sondern auch oft Retterin in der Not für verzweifelte und orientierungslose Schüler, Eltern, Lehrkräfte und Schulleiter.

Das Kollegium 2006 und der neue Mensa-Anbau 2008

Die Voraussetzungen für ruhige, erfolgreiche und nachhaltige Bildungsarbeit waren also sowohl personell als auch – nach den intensiven baulichen Erweiterungen der Ära Pister –  räumlich gegeben, als das Beben der Verkürzung der gymnasialen Schulzeit von neun auf acht Jahre die bayerische Bildungslandschaft erschütterte und man auch in Scheinfeld ab 2004 zweigleisig fahren musste: Zum einen wollte man den letzten Jahrgängen des alten neunjährigen Gymnasiums gerecht werden, zum anderen mussten zahlreiche äußere Umstellungen (Nachmittagspflichtunterricht ab der 5. Jahrgangsstufe, Notwendigkeit der Mittagsverpflegung, Intensivierungs- und Förderunterricht) ebenso wie die Anpassung der Lehrpläne für das G 8 umgesetzt werden, und dies mit einer sehr dünnen Personaldecke, aufgrund derer längerfristiger Ausfall von Lehrkräften oft nur durch Mehrarbeit des Kollegiums aufgefangen werden konnten. Dass dieser – inzwischen erfreulicherweise revidierte -  bildungspolitische Irrweg keine größeren Flurschäden anrichtete, war in Scheinfeld wie anderswo der Schulgemeinschaft vor Ort zu verdanken, die nach einer anfänglichen Schockstarre erfolgreich versuchte, aus der Situation des Beste für die Schülerschaft zu machen. So sind die 2000er Jahre die Geburtsstunde einer ganzen Reihe von Aktivitäten und Initiativen, die bis heute prägend für die Entwicklung und das Selbstverständnis des Gymnasiums Scheinfeld sind. Ein bunter, sicher nicht alles umfassender Strauß solcher Entwicklungen soll hier aufgezeigt werden:

 

  • Die Schulhomepage wird zur immer attraktiveren Informationsquelle für und über die Schulgemeinschaft.
  • Tutoren aus der Mittelstufe stehen den Fünftklässlern beim Start in die neue Schule bei.
  • Neben den Gruppenaustauschen gehen immer wieder Schüler für längere Zeit zu Individualaustauschen ins Ausland, besondere Tradition hat dies mit Québec.
  • Die Theatergruppe des Gymnasiums begeistert Jahr für Jahr mit hochwertigen Produktionen.
  • Im Schulsanitätsdienst leisten Schülerinnen und Schüler wertvolle Arbeit für die Gemeinschaft.
  • Unter dem Motto „Schüler helfen Schülern“ vermittelt die SMV günstige Nachhilfe innerhalb der eigenen Schülerschaft.
  • Mit den Kollekten aus den Schulgottesdiensten wird Kindern in Entwicklungsländern eine Schulausbildung ermöglicht.

  • Die Fachschaft Kunst unterstützt den Europaweinberg mit Etiketten und Ausstellungen.
  • Die Studien- und Berufsberatung wird immer wichtiger, neben Angeboten von außen erfreuen sich Informationsabende durch Ehemalige großer Beliebtheit.
  • Ein warmes Mittagessen wird in der Schule angeboten, zunächst in Kooperation mit dem BSZ, seit 2008 in der eigenen, stark frequentierten Mensa.
  • Im Planspiel Börse erlernen Schüler die Eigenheiten des Aktienhandels und belegen immer wieder vordere Plätze.
  • Erfolgreich schneiden viele Schüler nach dem Besuch des Wahlunterrichts Tastschreiben am PC beim Bayerischen Schülerleistungsschreiben ab.
  • Immer wieder wird der richtige Umgang mit den (jeweils modernen) Medien in Veranstaltungen für die verschiedenen Gruppen der Schulgemeinschaft thematisiert.
  • Ein Kriseninterventionsteam wird aufgebaut, das sich regelmäßig für den Ernstfall fortbildet.
  • Die Arbeitsgemeinschaft Astronomie hält die Mitschüler über die wichtigsten astronomischen Erscheinungen auf dem Laufenden.
  • Die Schülerzeitung Insider begleitet und belebt das Schulleben.
  • Mit einer jährlichen Spendenaktion wird die Aischgründer Tafel unterstützt.

 

All dies (und noch viel mehr) wurde und wird von Schülern und Lehrkräften neben den Grundpflichten des Lernens und Lehrens geleistet. Wohl dem, der Teil einer solchen Gemeinschaft ist!

Wolfram Schröttel, OStD

 Auf gute Nachbarschaft: in der Region und für die Region – die 2010er Jahre am Gymnasium Scheinfeld

Wer heute, nach zwei Jahrzehnten erstmals wieder, von Markt Bibart nach Scheinfeld wandert, kann dies zunächst parallel zur Landstraße auf einem Fahrradweg unternehmen. Beim Grenzwäldchen angelangt, entdeckt er, dass die Landstraße nach rechts knickt und einem neuen Verlauf folgt, während der Fahrradweg sich auf der alten Landstraße fortsetzt. Links und rechts ist deren Teerdecke in regelmäßigen Abständen durchbrochen, um einem Jahresbaum Platz zu gewähren. Vor jedem Baum des Jahres informiert eine sachkundig und ansprechend gestaltete Tafel über die jeweils zugehörige Baumart. Und damit sind wir mitten im Schwerpunktthema dieser vorletzten Etappe unserer Schulgeschichte; denn in dieser Folge liegt der Fokus der Erinnerungen auf dem Selbstverständnis des Scheinfelder Gymnasiums als städtischer und regionaler Kultureinrichtung.

Nach dem überraschenden Wechsel des Schulleiters Dr. Leibold nach Bayreuth im Jahre 2010, folgten auf ihn im neuen Jahrzehnt zwei Schulleiter, die feste Wurzeln in Scheinfeld geschlagen hatten und ehrenamtlich in der hiesigen evangelischen Kirchengemeinde sowie in Scheinfelder Vereinen und Initiativen mitwirkten, damals wie heute. Ihrer Auffassung folgend, dass unsere Schule der Stadt Scheinfeld, dem Landkreis und der Region viel zu verdanken hat, unterstützten sie zahlreiche schulische Initiativen, die, gleichsam im Gegenzug, der Stadt und der Region zugutekommen sollten.

Eine dieser Initiativen startete Beate Dallner, die zusammen mit einer Gruppe von Abiturientinnen die eingangs genannten Informationstafeln realisierte und so die Jahresbaumallee zu einem echten Arboretum ausgestaltete. Bei der festlichen Pflanzung des Jahresbaums und am sich anschließenden Scheinfelder Holztag begegnet man weiterem ehrenamtlichen Engagement unserer Schülerinnen und Schüler, etwa beim Catering des Festakts und an den Einlassstellen des Marktes. Der Gewinn für die jungen Leute besteht in der Erkenntnis, dass gelungene öffentliche Veranstaltungen und informative Hinweistafeln nicht vom Himmel fallen, sondern sich dem zahlreichen ehrenamtlichen Einsatz und guter Zusammenarbeit verdanken.

Frau Dallner bei der Jahresbaum-Pflanzung und Stand der Schule auf dem Holztag 2013

Diese Erkenntnis zeitigte auch der Scheinfelder Literaturtag. Alljährlich profitiert die Schule von dieser Institution, die den jüngsten Schülern stets spannende Autorenlesungen beschert. Aber sie unterstützt auch stets den Literaturtag mit eigenen Aktionen – etwa indem ältere Schülerinnen im benachbarten Seniorenheim Steigerwald-Sagen und heitere Geschichten vorlesen.

Schülerin beim Vorlesen 2018

Die Schultheatergruppe unter Suzanne Nennmanns Leitung präsentierte einer stetig wachsenden regionalen Fangemeinde alljährlich anspruchsvolle öffentliche Aufführungen bedeutender Bühnenwerke, beispielsweise 2016 mit Max Frischs „Andorra“ oder 2019 Shakespeares „Viel Lärm um nichts“ – letzteres zum Abschied der Deutsch- und Englischlehrerin in den Ruhestand. Anlässlich der 600-Jahr-Feier der Stadt Scheinfeld erarbeiteten unsere Nachwuchsdarsteller/innen Hans Meyers Szenen aus der Stadtgeschichte, die beim Gang durch die Stadt an verschiedenen Stellen in perfekter Kostümierung dargeboten wurden. In den Folgejahren sind diese originellen theatralischen Stadtführungen, die Nachtwächter-Runden, zur Freude vieler wiederholt worden – dank dem anhaltend großen Einsatz der gesamten Schultheatergruppe.

Stadtrundgan 2015 (Foto: Bacherle)

Die Fachschaft Musik überzeugte immer wieder mit öffentlichen Konzerten unterschiedlicher Ensembles und mit zwei grandiosen Musical-Aufführungen: „Footloose“ (2013) und „Oliver Twist“ (2017). Das Publikum der gefeierten „Footloose“-Aufführungen konnte sehen, wie nach einjähriger intensiver Vorbereitung mit aufwendigster Bühnentechnik und prächtigen Orchesterklängen die jungen singenden Schauspieler/innen unter Michael Styppas und Suzanne Nennmanns Leitung professionellen Ansprüchen absolut gerecht wurden und gleich an mehreren Abenden für eine vollbesetzte Wolfgang-Graf-Halle sorgten.

Footloose 2013

Auch unsere jungen bildenden Künstler/innen wirkten unter Lilli Seemanns Leitung über die Schulgrenzen hinaus: Dies belegen etwa die mehrfach wiederholte Gestaltung der Europawein-Flaschenetiketten oder die wechselnden Schaufenster-Kunstausstellungen im Zentrum der Stadt.

Youth-Parliament 2016 und Kunstschaufenster 2020

Der Astronomie-AG gelang nach akribischer Vorbereitung zusammen mit etlichen Gästen die Beobachtung des Venustransits am ganz frühen Morgen des 6. Juni 2012 in Burghaslach auf dem Berg; da sich das Ereignis erst im Jahre 2117 wiederholen wird, waren die Gäste dankbar für dieses seltene Erlebnis.

Über die Schulgrenzen hinaus zu wirken, bedeutet in der Schulstadt Scheinfeld auch, mit den Nachbarschulen zusammenzuarbeiten. So kam ein gymnasialer Schulfesterlös der Mittelschule zugute, die damit ihre aktuellen Integrationsprojekte fördern konnte. Im Arbeitskreis von Grundschule und Gymnasium kümmerte man sich in bewährter Manier um einen gelingenden Schuleinstieg unseres Nachwuchses. Zusammen mit dem BSZ und der Oxfam Foundation konnte eine große Umweltschutzaktion organisiert werden und gemeinsam mit der FOS Schwarzenberg ein European Youth Parliament. Eine besonders gelungene Zusammenarbeit von Gymnasium, Realschule und FOS gelang den Schülerinnen und Schülern aus eigener Initiative und ganz ohne Zutun der Erwachsenen: Slammen auf dem Schloss, Scheinfelds große Poetry-Slam-Veranstaltung, ist zu einer unübersehbaren Größe im Reigen regionaler Kulturveranstaltungen geworden. Hut ab vor den Initiatorinnen und zahlreichen Helfern! Von der Idee über die Finanzierung bis zur mehrfach wiederholten perfekten Durchführung haben die jungen Leute einen neuen kulturellen Glanzpunkt in Scheinfeld gesetzt, der weithin strahlt.
Doch sei zuletzt unbedingt an die enorme und unauffällige alltägliche Schularbeit erinnert, die eine Schule sicher fortbestehen lässt. Denn nur auf dem Boden eines gelingenden, tagtäglich soliden Schulunterrichts und guten Schulklimas gedeihen jene besonderen Aktionen, von denen ich dieses Mal berichten durfte. Exemplarisch soll dieses hier am Deutsch- und Mathematik-Fachunterricht verdeutlicht werden. In diesen beiden Fächern nämlich musste und muss jede/r bayerische Abiturient/in des G8 eine schriftliche Abiturprüfung absolvieren: eine Herausforderung für die Fachschaften Deutsch und Mathematik, die in Scheinfeld – das zeigen die hohen Erfolgsquoten bei den Abiturprüfungen – vorbildlich gemeistert wurde. Allen voran die Fachschaftsleiter Rudolf von Przyborowski (Mathematik) und Dr. Wolfgang Zimmermann (Deutsch) sorgten im vergangenen Jahrzehnt dafür, dass die Fachlehrer/innen ihren Unterricht in allen Jahrgangsstufen aufeinander abstimmten und in guter Qualität hielten.

Und was hat es mit dem erneuten Wechsel zum G9 sowie – deutlich sinnenfälliger: – dem Abriss und Neubau unseres Schulgebäudes auf sich, der auf eine nicht genug zu würdigende Entscheidung des Kreistags zurückgeht und nach der Grundsteinlegung am 1. Oktober 2018 und den bislang zügigen Baufortschritten aktuell in die letzte Etappe geht? Dies alles wird Ihnen, verehrte Leserinnen und Leser, in der kommenden Ausgabe Wolfram Schröttel, der Schulleiter des Gymnasium Scheinfeld, darlegen.

Peter Reus, StD

Fit für die Zukunft – Gymnasium Scheinfeld bereit für die Herausforderungen des nächsten Vierteljahrhunderts

In den letzten Monaten haben wir für Sie die Geschichte des Gymnasiums Scheinfeld seit seiner Gründung im Jahr 1946 Revue passieren lassen. In diesen 75 Jahren stand Scheinfelds höhere Schule immer wieder vor großen Herausforderungen, die, wie unserer Chronik zeigt, dank gemeinsamer Anstrengungen der ganzen Schulgemeinschaft stets gemeistert werden konnten. Auch in der aktuellen Corona-Krise hat sich der Gemeinschaftsgeist bewährt und wir haben Grund, optimistisch in die Zukunft zu schauen. Im letzten Teil unserer Serie soll es um die aktuelle Situation der Schule und ihr Selbstverständnis angesichts sich immer rascher ändernden äußeren Umständen gehen.

Das äußerlich sichtbarste Zeichen dafür, dass und wie das Gymnasium Scheinfeld fit für die Zukunft gemacht wird, ist sicherlich der sukzessive komplette Neubau am bewährten Standort. Dass sich der Kreistag und die Kreisverwaltung unter Leitung von Landrat Helmut Weiß mit dem mutigen Entschluss, weit über 20 Millionen Euro in den weitgehenden Neubau unserer Schule zu investieren, unzweideutig zum gymnasialen Standort Scheinfeld bekannt haben, erfüllt uns mit großer Freude und Dankbarkeit. Seit drei Jahren nun sind die Bauunternehmen und Handwerker an der Arbeit, und nach der Fertigstellung des ersten Bauabschnitts (Fachraumbau D) im Dezember 2019 können zu Beginn des neuen Schuljahrs die Klassenzimmer in den Gebäuden C und D bezogen werden. Der Öffentlichkeit werden wir diese voraussichtlich mit einem Nachmittag der Offenen Türe am 01. Oktober zugänglich machen – genau drei Jahre nach der ersten Grundsteinlegung. Innerhalb der nächsten beiden Jahre wird an der Goethestraße der Bau A entstehen, der neben der Verwaltung, dem Lehrerzimmer, der Bibliothek und weiteren Unterrichtsräumen auch eine große Pausen- und Veranstaltungsaula als Herzstück aufweisen wird.

Klassenraumgebäude C und Fachraumgebäude D im September 2021

 

Baulich werden wir damit bestens gerüstet sein, wenn mit dem Vollausbau des neuen neunjährigen Gymnasiums 2025 zusätzlicher Raumbedarf für einen Jahrgang entstehen wird. Konzipiert ist der Neubau für eine dreizügige Schule (drei Klassen pro Jahrgangsstufe), was wir bis vor einigen Jahren waren und nun wieder werden wollen. Damit ist die Schule einerseits immer noch überschaubar genug, um die Vorzüge der familiär-persönlichen Atmosphäre bewahren zu können, andererseits aber auch groß genug, um ein differenziertes Unterrichtsangebot, das den Interessen und Begabungen der verschiedenen Schüler entspricht und diese fördert, bieten zu können.

Ein Fachraum und der Gang des Fachraumgebäudes im September 2021

 

Dies erscheint umso wichtiger, als die Rückkehr zur Neunstufigkeit im Bayerischen Gymnasium mit wichtigen organisatorischen und inhaltlichen Neuerungen verbunden ist, deren erfolgreiche Umsetzung auch eine gewisse Mindestzahl an Schülern voraussetzt. So bieten die reformierte Qualifikationsphase und die Abiturprüfung theoretisch eine Vielzahl von Varianten und Wahlmöglichkeiten, deren Angebotsbreite in der Praxis mit der Schülerzahl zunimmt. Auch Zielsetzungen wie Stärkung der politischen Bildung sind mit einer gewissen „Manpower“ leichter zu bewältigen. Doch auch diesen Herausforderungen treten wir mit Optimismus entgegen, nicht nur, weil die Anmeldezahlen seit zwei Jahren – parallel zu den Neubauten – wieder gewachsen sind, auch wenn angesichts z.T. deutlich unter dem Landesschnitt liegenden Übertrittsquoten an einigen Grundschulen öfter der Weg zum Gymnasium eingeschlagen werden könnte. Zur Zuversicht trägt auch bei, dass wir in den letzten Jahren nicht nur unseren kleinen wertvollen sprachlichen Zweig bewahren, sondern auch das Angebot im Wahl- und Förderunterricht sowie in der Oberstufe ausweiten konnten. Mit der Offenen Ganztagsschule, die von immer mehr Schülern v.a. aus der Unterstufe besucht wird, können wir ein beliebtes und erfolgreiches Angebot der individuellen pädagogischen und didaktischen Unterstützung anbieten. Die dank des unermüdlichen Einsatzes von Herrn Erwin Karl, unseres Systembetreuers, eh schon sehr zweckmäßige und umfangreiche Ausstattung im Bereich der digitalen Medien hat durch die staatlichen Digitalisierungsanstrengungen im Zusammenhang mit dem Distanzunterricht einen weiteren Ausbau erfahren, so dass der methodischen Vielfalt in einem buntgemischten Kollegium kaum Grenzen gesetzt sind.

Beim Weg in die Zukunft wollen wir uns an unserem Leitbild orientieren, das die Schulgemeinschaft sich vor drei Jahren gegeben hat. Mit vier Rubriken umreißen wir die Kernideen und –aufgaben des gemeinsamen Lernens und Lebens am Gymnasium Scheinfeld:

Lernen und Lehren - unsere Arbeit

Menschen - unser Miteinander

Natur - unsere Lebensgrundlagen

Kultur - unser Umfeld und unsere Gesellschaft

Wie wir diese Grundsätze mit Leben erfüllen, darüber informieren wir regelmäßig auf unserer Homepage (dort finden Sie auch den vollen Wortlaut des Leitbildes), in der örtlichen Presse und natürlich hier in der Scheinfelder Rundschau. Wir freuen uns, über vielfältiges Interesse und Unterstützung aus der Gesellschaft, die wir erfahren dürfen, und laden herzlich zu unseren verschiedenen Veranstaltungen ein.

W. Schröttel, OStD

Zur aktuellen Statistik (Beginn Schuljahr 2021/22):

Zahl der Lehrkräfte: 51

Zahl der Schülerinnen: 246 (55,3 %)

Zahl der Schüler: 199 (44,7 %)

Zahl der Klassen: 15 in Jgst. 5 – 10, dazu Q11 und Q12

Durchschnittliche Klassengröße 22,3

Zahl der OGS-Kinder: 7