Workshop zum Thema Rechtsterrorismus

20233 05 Workshop Rechtsextremismus web

Als das NSU-Kerntrio 2011 durch Selbstenttarnung aufflog, waren die meisten der Schülerinnen und Schüler unserer diesjährigen Klasse 10b drei oder vier Jahre alt. Der über fünf Jahre währende Prozess gegen die überlebende Haupttäterin fiel in ihre Grundschulzeit – doch jetzt bot sich eine Gelegenheit, bei der sich die inzwischen jugendlichen Schülerinnen und Schüler mit der rechtsterroristischen Mordserie des „Nationalsozialistischen Untergrunds“ auseinandersetzen konnten.

Im Unterricht des (neuen) Fachs Politik und Gesellschaft war bereits im Vorfeld auf einige Aspekte des Themas eingegangen worden – nun besuchte die Klasse 10b am 5.5.23 die Sonderausstellung „RECHTSTERRORISMUS. Verschwörung und Selbstermächtigung – 1945 bis heute“ in Nürnberg und nahm an einem dreistündigen Workshop teil.

Nach einem leider nur sehr kurzen Rundgang durch die Ausstellung begaben sich die Schülerinnen und Schüler in einen Seminarraum, wo sie sich mit der Chronologie der NSU-Morde beschäftigten: Dabei erfuhren sie viel über die zehn Opfer und ihre Familien sowie über die Fehleinschätzungen der Ermittler bundesweit, die entgegen den vielen Indizien und Zeugenhinweise versuchten, unter den Opferfamilien und deren Umfeld Schuldige zu finden, anstatt den nazistischen Rassenhass der Mörder zu erkennen. Besonders erschreckend waren dabei nicht nur unfassbare Ermittlungsfehler, sondern auch die bedrückende rassistische Voreingenommenheit von Polizisten und Journalisten einzelner Medienhäuser.

Durch die etwas ungeschickte Organisation der Veranstaltung war die Auseinandersetzung mit den Etappen des Terrors allerdings leicht konfus und letztlich eine zähe Angelegenheit.

Im zweiten Teil des Workshops beschäftigten sich die Schülerinnen und Schüler mit den aktuelleren rechtsterroristischen Anschlägen: den Drohungen des sogenannten „NSU 2.0“ (2018-21), dem Mord an Walter Lübke (2019) aufgrund seines Engagements für Flüchtlinge, dem gescheiterten Attentat auf die Synagoge von Halle (2019) mit zwei ermordeten Unbeteiligten, und den schrecklichen Morden in Hanau (2020), denen neun Menschen zum Opfer fielen.

Das Feedback der Schülerinnen und Schüler bestätigte die Notwendigkeit und das Interesse an einer intensiveren Auseinandersetzung mit dem Thema. Allerdings könnte dies auch (und sicher effizienter) im Rahmen eines Unterrichtsprojekts stattfinden.

Ralf Arndt, StD