Vor über einem Jahr, im April 2019 bekamen wir Post vom Bayerischen Jugendring: Unsere Bewerbung wurde angenommen! In dem Brief waren auch die Kontaktdaten unserer frankokanadischen Austauschpartner Maya und Vincent. Wir begannen einander zu schreiben und die Vorfreude auf den Austausch und darauf, sie endlich kennenzulernen, wuchs. Am Sonntag, dem 8.09.2019, kamen die kanadischen Austauschschüler endlich an. Wir konnten noch zwei entspannte Tage zuhause beziehungsweise den Montag mit Aktivitäten verbringen, bevor am Dienstag für uns alle die Schule startete. So konnten wir uns schon einmal ein bisschen kennenlernen und die Umgebung zeigen. In den darauffolgenden Wochen haben wir viele Ausflüge unternommen, alle möglichen Städte wie Nürnberg, Würzburg, Erlangen und Rothenburg besucht sowie den Kanadiern die fränkische Kultur nähergebracht. Sie waren begeistert von Apfelschorle, Bratwurst und Klößen, die unter den Kanadiern als „gelbe Bälle, die an der Wand kleben blieben, wenn man sie dagegen werfen würde“ beschrieben wurden. Wir haben natürlich auch nicht die Kerwas in der Gegend und einen Besuch des Oktoberfests ausgelassen. Unser persönliches Highlight war der Kurz-Trip nach Berlin in den Herbstferien. Kurz bevor die Kanadier wieder zurückflogen, hatten wir noch die Möglichkeit, mit ihnen den Christkindlmarkt in Nürnberg zu besuchen, von dem sie schon viel gehört hatten. Wir haben uns richtig super verstanden und kennen uns mittlerweile ziemlich gut. Sie sind definitiv enge Freunde geworden.
Am Samstag, den 30.11.2019 mussten wir uns von unseren Austauschpartnern verabschieden und zwei Monate später, am 01.02.2020, ging es dann für uns Deutsche von München aus Richtung Québec zu Gegenbesuch.
Die ersten Tage in der neuen Umgebung waren schon etwas überfordernd. Wir wohnten beide in einem Stadtteil von Québec City, in Cap-Rouge und Boischatel. Wir kamen gar nicht hinterher, die vielen neuen Eindrücke zu verarbeiten. Das fremde Land mit ebenso fremden Menschen , dem Zeitunterschied von sechs Stunden nach Deutschland, das Französisch, welches zu Beginn überhaupt nicht danach klang und natürlich der viele Schnee und das eiskalte Wetter. Auch in der Schule mussten wir uns erst an vieles gewöhnen, wie zum Beispiel den seltsamen Stundenplan, der nicht nach Wochentagen funktioniert, sondern es gibt Tag 1 bis 9, jeweils rotierend. Das heißt, man muss jeden Tag wissen, ob nun zum Beispiel Tag 5 oder 6 ist und folglich hat man dann auch andere Fächer. Das Finden der Klassenzimmer stellte zu Beginn auch eine Herausforderung dar, denn die Schulen, die wir besuchten, waren viel größer als das Gymnasium Scheinfeld: Mayas und meine Schule hatte nicht nur fast 2000 Schüler, sondern war auch noch mit sechs verschiedenen Gebäuden die größte Schule in der Provinz Québec und Vincent und Louisa waren auf einer Privatschule, auf der Schuluniform getragen werden musste. In der Cafeteria gab es zahlreiche Mikrowellen, um sich das mitgebrachte Essen aufzuwärmen. Diese wurden von einer Art Security-Mann bewacht, der sich darum kümmerte, dass niemand drängelte und auch dass die Mikrowellen richtig bedient wurden. Ansonsten sahen die Schulen aus, wie man sie aus amerikanischen Filmen kennt. Wir hatten einen riesigen Spind und fuhren mit gelben Schulbussen zur Schule. Da der Unterricht täglich von 9.10 Uhr bis 16.10 Uhr ging und wir meistens erst um 17 Uhr nach Hause kamen, haben wir hauptsächlich etwas am Wochenende unternommen. An diesen besuchten wir den „Carnaval du Québec“, den größten Winterkarneval der Welt, und probierten sämtliche Wintersportarten aus. Wir waren Schlittschuh laufen und sehr oft Skifahren, sind Schneemobil und Hundeschlitten gefahren, mit Schneeschuhen durch den tiefverschneiten Wald gewandert oder sind Snowtube gefahren. In den Frühlingsferien Anfang März fuhr Louisa mit ihrer Gastfamilie nach Montréal und ich nochmal mit der Familie in den Skiurlaub, was eine wunderbare Woche war, in der ich mit meiner Gastfamilie noch ein Stückchen enger zusammenwuchs.
Wir haben die Altstadt von Québec und ihre Sehenswürdigkeiten, wie das Château Frontenac, erkundet und dabei festgestellt, dass -25° Grad tatsächlich sehr kalt sind und die richtige Kleidung in Kanada empfehlenswert ist. Wir haben nationale Spezialitäten wie Beavertails, Poutine und natürlich den berühmten Ahornsirup probiert. Diesen verwenden die Kanadier wirklich in fast jedem Gericht.
Wir haben alles, was uns am Anfang ungewohnt erschien, die Gegend und vor allem die Leute, die wir kennenlernen durften, schnell lieben gelernt. Und auch wenn wir vorzeitig unseren Austausch nach sieben Wochen aufgrund von Corona abbrechen mussten, waren diese Wochen dennoch eine der besten Zeiten, die wir bisher hatten. Wir haben so viel gelernt und würden es sofort wieder machen. Man nimmt aus diesem Austausch so viel mit, natürlich auch den Nebeneffekt, sowohl sein Französisch als auch sein Englisch verbessert zu haben, vor Allem aber die tollen Freundschaften, die man in dieser Zeit geknüpft hat. Man kann es also wirklich jedem empfehlen, der etwas Neues erleben möchte und natürlich auch bereit ist, sich etwas zu trauen. Es ist definitiv eine Erfahrung, die sich lohnt. Deswegen möchten wir uns bei der Schulleitung und Frau Seifert bedanken, durch die dieser Austausch erst möglich wurde!
Charlotte S. und Louisa S.